Mit zwölf Millionen Menschen sind Sinti und Roma die mit Abstand größte Minderheit der EU. Das sind zwei Prozent der Gesamtbevölkerung. Eine vergessene Minderheit, gefangen in Armut und Arbeitslosigkeit. Nirgendwo ist die Not der Roma größer als in Mittel- und Osteuropa. Von Tschechien bis zur Slowakei das überall gleiche erschütternde Bild: Slums mit Elendshütten ohne Wasser und Strom, keine ärztliche Versorgung, 90 Prozent Arbeitslosigkeit bei Männern und Frauen, Kinder ohne Schulausbildung
Schulminister: Verbesserung des Zugangs zu Bildung für Roma-Kinder erst in drei Jahren möglich
Laut Schulminister Ondřej Liška ist die Verbesserung des Zugangs zu Bildung für Roma-Kinder erst in drei Jahren möglich. Auch bei Ausführung von Unterstützungsprogrammen der Regierung könne man die Bedingungen für die Ausbildung von Roma-Kinder nur schrittweise und langsam verbessern. Dies sagte Liška gestern in Prag auf einer internationalen Konferenz mit dem Titel „Ausbildung ohne Grenzen – Roma-Kinder in der Tschechischen Republik“. Vertreter von Bürgervereinigungen widersprachen dem Schulminister. Es liege auch am guten Willen der Politiker, dass die Roma-Kinder in Tschechien schneller einen besseren Zugang zur Bildung bekämen. In der Tschechischen Republik liegt besonders unter den Angehörigen der Roma-Minderheit die Arbeitslosenquote weit über dem Durchschnitt.
Das tschechische Bildungsministerium plant zur Unterstützung von Roma-Schülern umgerechnet knapp 2,4 Millionen Euro bereitzustellen. Ziel sei es, so die stellvertretende Bildungsministerin Klára Laurenčíková, die Zahl der Roma-Kinder in den Sonderschulen zu reduzieren. Mit dem Geld soll sowohl der Kindergartenbesuch von Roma-Kindern gefördert als auch eine bessere Vorbereitung der Schüler auf die Mittelschule gewährleistet werden. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte vor einigen Wochen kritisiert, dass Roma-Kinder in Tschechien werden diskriminiert (die PZ berichtete/ Ausgabe 5).
Samstag, 27. Februar 2010 (Sächsische Zeitung) Quelle: http://www.euroregion-elbe-labe.eu/files/aktual/Pressespiegel/2010/02-Februar-fertig.pdf
GAC: Roma-Kinder hören mit Bildung früher als ihre Altersgenossen auf
16 Prozent der Roma-Kinder, die eine Grundschule in der Nähe einer sozial ausgeschlossenen Lokalität absolvierten, hören nach der Grundschule mit der Bildung auf. Dies geht aus einer Studie hervor, die von der Consulting-Gesellschaft GAC ausgearbeitet wurde und deren Resultate am Mittwoch veröffentlicht wurden. Häufiger als andere Kinder entscheiden sich die Roma für eine Ausbildung, die nur mit einem Lehrbrief beendet wird. Viele der Roma beenden die Ausbildung jedoch nicht. Nur 14 Prozent der Roma-Kinder entscheiden sich für ein Fach mit Abiturabschluss. Weniger als zwei Prozent der Roma-Kinder gehen nach der Grundschule aufs Gymnasium. Den Worten des Soziologen Ivan Gabal zufolge wird eine hohe Prozentzahl der Roma-Kinder, die keine Qualifikation und keine abgeschlossene Bildung haben, wahrscheinlich das Lebensschicksal ihrer Eltern teilen. Dem Bericht der Weltbank vom vergangenen Jahr zufolge kosten die hohe Arbeitslosigkeit und die niedrigen Löhne der Roma die Staatskasse mindestens 16 Milliarden Kronen (640 Millionen Euro) jährlich.