11. 4. 2012
Tschechische Bürgerinitiativen kämpfen für Abtreibungsverbot
Am 24. März zieht in der Prager Innenstadt ein gespenstischer Umzug die Blicke der Passanten auf sich. Rund 1.500 Demonstranten wollen erreichen, dass das seit 1957 in Tschechien geltende Abtreibungsgesetz abgeschafft wird, das bislang straffreien Schwangerschaftsabbruch erlaubt – Abtreibung soll verboten werden. „Unser Marsch soll darauf aufmerksam machen, dass das Abtreibungsgesetz allein in den vergangenen Jahren 25.000 Kinder das Leben gekostet hat, im Schnitt sterben jeden Tag 65 Ungeborene. Menschen sollen durch unsere Arbeit bemerken, dass sie eigentlich gar nicht mit so einem Gesetz einverstanden sind und sich mit uns für eine Veränderung einsetzen“, sagt Zdenka Rybová von der Bürgervereinigung „Hnutí pro život“ („Bewegung für das Leben“).
Der Aufruf an die Öffentlichkeit ist bereits die zwölfte Aktion dieser Art, die der Katholische Orden des Landes gemeinsam mit der Initiative veranstaltet. Neben Familien mit Kinderwägen und Senioren sind auch viele Jugendliche gekommen, einige schwenken die tschechische Nationalflagge, andere tragen Transparente mit der Aufschrift „Ein Kind bedeutet Hoffnung“ oder „Wähle für dein Kind nicht den Tod, sondern die Adoption“ vor sich her. Laut „Hnutí pro život“ treibt keine Frau freiwillig ab; sie sei stattdessen durch verschiedene Gründe zum Schwangerschaftsabbruch gezwungen. Angst vor der Reaktion des Partners, der Eltern oder vor einem Verlust des Arbeitsplatzes und einer unsicheren Zukunft brächten die werdenden Mütter dazu, einen Fötus töten zu lassen. Die Organisation, deren amerikanisches Pendant bereits in den sechziger Jahren erstmals zu einem Verbot der Abtreibung aufrief, warnt vor allem vor dem sogenannten „Post-Abortion-Syndrom“ (POS). Die Kombination von Schuldgefühlen, Schlafstörungen, Depression und Trauer nach dem Verlust des Babys könne die betroffenen Frauen bis in den Selbstmord treiben.
Artikel Von Lisa Böttinger Pragerzeitung.cz
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